Antstream goes Europe! Der Streamingdienst für Retrogames mit der blauen Ameise geht ins nächste Level und ist nun auch für Nutzer in Europa verfügbar. Für die treuen Retropixels-Leser ist Antstream nichts Neues, da ich hier schon über meine ersten Erfahrungen berichtet habe. Zwischenzeitlich hat sich einiges getan. Was genau Antstream derzeit kann, könnt ihr diesem Artikel entnehmen. Ach ja, und ich verschenke wieder mal etwas!

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Was ist überhaupt Antstream?

Antstream (Link) bezeichnet will das „Netflix für Retrogames“ werden irgendwie stimmt das auch. Hier wird nämlich kein Spiel heruntergeladen und installiert, sondern das Bild gestreamt. Einzig den Antstream Client müsst ihr auf euren PC, Mac, XBox oder Android-Gerät installieren. Neben dem Monatsabo ist eine halbwegs passable Internetleitung erforderlich um in den vollen Genuss der Spiele zu kommen.

Lasst die Spiele beginnen

Über 800 Spiele umfasst die Antstream Bibliothek – tendenz steigend (Angefangen hat Antstrem im Juli mit 400 Spielen). Egal ob Commodore 64, ZX Spectrum, Amiga oder Arcade – hier gibt es für jeden Retrogeschmack etwas. Viele Spiele sind sogar für unterschiedliche Platformen verfügbar. So könnt ihr zum Beispiel erstmal die C64 Version von Monty on the Run spielen und euch zum vergleich danach die Spectrum Version zu Gemüte führen. Eure Lieblingsspiele markiert nehmt ihr einfach in eure Favoritenliste auf, um schneller darauf zugreifen zu können. Zumindest theoretisch, denn eure Favoriten findet ihr im Profil, was ein wenig umständlich ist. Da seid ihr meistens schneller, wenn ihr nach dem Spiel einfach sucht. Neben einigen Exoten sind natürlich eine Vielzahl bekannter Titel dabei. Neben dem genannten Monty on the Run wären da zum Beispiel Impossible Mission, The Last Ninja, Renegade, Double Dragon, Joe & Mac, Burger Time, Dizzy, Metal Slug und Fatal Fury – um nur ein paar genannt zu haben. Eine aktuelle Spieleliste findet ihr hier.

Gespielt wird wahlweise mit der Tastatur, Touch Controls oder Gamepad. Wobei leider nicht alle Gamepads kompatibel sind. Auch ist die Buttonbelegung für jedes Spiel bereits vorgegeben und kann (derzeit noch) nicht geändert werden. Das ist allerdings nun kein großer Minuspunkt, denn ein gebrauchter XBox360 Controller kann schon rech günstig erstanden werden und mit dem funktioniert alles einwandfrei. Ebenfalls sind XBox One und auch die 8Bitdo Controller kompatibel. Bei letzterem kann es nur vorkommen, dass die Buttonbelegung ein klein wenig aus der Reihe tanzt. Die Eingaben werden an den Antstream Server gesendet, verarbeitet und die entsprechende Eingabe an euren Client gestreamt. Das klingt nun aufwändiger und komplizierter als es eigentlich ist – ich konnte bei mir zu Hause kein Input-Lag feststellen.

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So werdet ihr vom Antstream-Client begrüßt

We love Edelsteine

An den Spielen selbst wurde nichts herumgepfuscht und das ist auch gut so. Aber das Drumherum wertet die alten Spiele ordentlich auf. Das beginnt schon bei den Covers. Bei vielen Titeln ist das Cover nur in schlechter Qualität verfügbar, was gerade bei Spielen aus den 80ern kaum verwunderlich ist. Zumindest könnte man diese Beleidigung der Augen keinem modernen Fernseher oder Monitor zumuten. Anstatt hier einen matschigen Pixelbrei zu liefern, hat das Antstream Team liebevoll jedes einzelne Cover restauriert und/oder nachgezeichnet. Ein Procedere, welches man sich auch für die ein oder andere Minikonsole gewünscht hätte.

Es wurden bei vielen Spielen so genannte Challenges eingefügt. So muss beispielsweise eine bestimmte Punktezahl erreicht, eine bestimmte Zeit ohne Schussabgabe überlebt oder in einem Boss-Rush so viele Bosse wie möglich erledigt werden. Hierfür gibt es zur Belohnung eine Sternebewertung, Erfahrungspunkte und auch Edelsteine um weitere Challenges freizuschalten. Keine Sorge, es handelt sich nicht um In-App-Käufe (so Etwas gibt es bei Antstream nicht) sondern um einen Ansporn, erstmal alle Easy-Challenges zu meistern bevor man sich auf die schwereren stürzt. Die Edelsteine sind allerdings ein Feature, welches man sich imho sparen hätte können. Mit genügend Erfahrungspunkten steigt ihr ein Level auf, was aber nur kosmetische Auswirkungen hat. Ebenfalls könnt ihr andere Antstream-Spieler zu Challenges herausfordern und um Edelsteine spielen. Somit habt ihr die Wahl, jede Challenge alleine oder gegen einen anderen Spieler zu spielen.

Zusätzlich wird über den Antstream Discord Channel eine wöchentliche „Community-Challenge“ ausgerufen. Hier müsst ihr die Challenge Leistung eines Antstream Mitarbeiters schlagen. Das kann schon ab und zu recht knackig sein. Nicht unbedingt die Vorgabe von Antstream, sondern die der anderen User. Eine Hand voll bestimmer Retrogamer machen mir hier das Leben besonders schwer. Ich will hier keine Namen Nennen, aber sie beginnen mit T, V und M….. Unglaublich welchen Skill hier Manche an den Tag legen. Zu gewinnen gibt es bei den wöchentlichen Challenges nichts, es geht rein um den Spaß.

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Für gemeisterte Challenges gibts eine Auszeichnung, Edelsteine und Erfahrungspunkte

Infos, Infos, Infos. Und Savestates.

Klar könnte man annehmen, dass bei einem gestreamten Spiel die Highscores zu kurz kommen könnten, denn ingame Highscores gibts (logischerweise) keine. Die Highscores werden nicht im Spiel selbst gespeichert, wohl aber am Antstream Server. Dies hat den Vorteil, dass es bei den meisten Spielen gleich zwei Highscoretabellen gibt. Nämlich Global um sich mit allen Anstream Spielern zu messen und auch eine gefilterte Variante auf welcher nur befreundete User angeführt sind. Auch Speichern ist möglich. Savestates sind eine Neuerung, die vor ein paar Wochen Einzug gehalten hat. Neben drei Slots pro Titel wird der aktuelle Status des Spiels in einem vierten Slot gespeichert wenn das Spiel verlassen wird. Um Schummeln auszuschalten sind die Highscores deaktiviert, sobald man dieses Feature nutzt.

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Yeah, Highscores! Ich sollte wohl mehr Tumblepop spielen…

Nach einer kurzen Ladephase, kann das Spiel gestartet werden. In diesem Screen wird ebenfalls die Buttonbelegung des Spiels dargestellt, damit auch klar ist wofür welcher Button zuständig ist. Für die Freunde von weiteren Infos gibts auch eine Kurzanleitung und bei jedem Spiel ein Trivia mit mehr oder weniger interessanten Hintergrundinformationen. Dies zeigt, mit wie viel Liebe zum Detail hier vorgegangen wurde, da diese Infos von Hand recherchiert, formuliert und eingepflegt wurden.

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Dem „Ladebildschirm“ könnt ihr die Buttonbelegung…
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…und auch ein paar nette Zusatzinfos entnehmen

Was kommt denn noch?

Nunja, das ist schwer zu beantworten. Das Antstream Team ist im Discord Chat unglaublich bemüht Lösungen für etwaige Probleme zu liefern und auf Wünsche einzugehen. Man kann davon ausgehen, dass noch viele Spiele und auch Challenges hinzugefügt werden. Derzeit sorgt ein wöchentlicher Nachschub an neuen Challenges und auch zusätzlichen Titeln dafür, dass dem Retrogamer auf lange Sicht gesehen nicht so schnell langweilig wird. Ebenfalls wurde die Oberfläche der ein oder anderen Änderung unterzogen. Der Client wurde um Savestates, Highscores und der Möglichkeit nach System zu suchen nachträglich erweitert. Das zeigt, dass nach dem Kickstarter nicht Schluss war, sondern das System lebt. Gottseidank.

Was kostet der Spaß?

Angeschlagen ist das Antstream Abo mit GBP 7,99 bei jährlicher, und GBP 9,99 bei monatlicher Zahlung. Glücklicherweise wurden die Preise nicht in Euro umgerechnet, sondern nur die Währung getauscht. Also kostet das Antstream Jahresabo heruntergerechnet EUR 7,99 pro Monat, bzw. EUR 9,99 pro Monat bei monatlicher Zahlweise, was das Ganze bei uns ein wenig günstiger macht.

Mein Senf dazu

Antstream war der erste (und bis jetzt einzige) Kickstarter, den ich unterstützt habe. Bereut habe ich es nicht. Zwar besitze ich einige Konsolen und Spiele, aber meine Sammlung hält sich in Grenzen. Ebenfalls ist es viel bequemer, einfach die XBox anzuwerfen um ein Retrospiel zu spielen. Nicht zu verachten sind die Challenges und global Highscores, welche einen wesentlichen Beitrag zur Langzeitmotivation leisten. Auch habe ich durch Antstream schon einige eher unbekannte Perlen entdeckt, die ich vorher noch nicht gekannt habe. Lasso zum Beispiel. Ich liebe diesen Arcadetitel aus den 80ern! Sobald kein Abo abläuft, werde ich es sicherlich verlängern.

Verbesserungspotential und Fazit

Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Der Client ist sicherlich noch nicht ausgereift. Auf den ein oder anderen Bug wird man mit Sicherheit stoßen. Dies sind eher Kleinigkeiten, die das Spielerlebnis nicht wirklich beeinflussen. Auch die Internetanbindung könnte für den ein Ein oder Anderen eine Hürde darstellen. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass es bei einer 80MBit Leitung keine Probleme gibt, auch wenn auf zwei Geräten zusätzlich Netflix gestreamt wird. Nur wenn mein Sohn wieder mal mit einem Steam Download 90% der Bandbreite belegt wirds eng. Mobil funktioniert Antstream mit 3G tadellos, jedoch kann ich den mobilen Einsatz außerhalb eines WLANs aufgrund des Datenverbrauchs von Antstream nicht empfehlen. Das nimmt jedoch nicht den Spielespaß, den man mit den alten Spielen der 80er und 90er haben kann.

Antstream ist eine Bereicherung der Retrogaming Welt, aber sicherlich nicht für jeden was. Hardcore User, die größten Wert auf das Originalfeeling einer echten Konsole legen werden weniger zufrieden sein. Auch Spieler, welche mit „aber das kann ich auch im Emulator spielen“ argumentieren oder ihren Retropie lieben werden mit Antstream wohl nicht glücklich werden. Wer allerdings nicht abgeneigt ist ein monatlich kündbares Abo ohne Bindefrist abzuschließen um die alten Spiele legal zu spielen, sollte Antstream eine Chance geben und einen Monat Probespielen. Gute Internetanbindung vorausgesetzt.

Apropos Probespielen:
Anlässlich des Europa-Launches verschenke ich (bzw. Antstream) einen Monat Antstream! Und zwar gleich an zwei Personen! Einfach den Gewinnspiel-Tweet, Instagram Post oder den Gewinnspiel Beitrag beachten – ihr habt bis Weihnachten Zeit 🙂

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